Mittwoch, 20. Oktober 2004

zwanzigzehn-nullvier

Heute nacht Angstträume gehabt. Spirituelles Seminar besucht. Sollte dort unter anderem kochen und sauber machen. Wollt ich aber nicht. Kam unter den Druck der Gruppe: "Für die Göttin (=Seminarleiterin) kannst Du das doch wohl machen!" Ich sagte, für mich sei sie keine Göttin. Das war schlimm. Ich hatte ein Sakrileg begangen. Alle wandten sich beleidigt von mir ab. Natürlich wurde der Seminarleiterin das alles hintertragen. Dann kam sie zu mir, zornentflammten Blickes, um mir zu beweisen, dass sie sehr wohl eine Göttin sei. Schweißgebadet wachte ich auf.
Ich schlief wieder ein und träumte, ich sei zu ehren meines Geburtstages nach Ägypten in ein Super-Luxus-Hotel eingeladen. Dort fände ein spezielles Seminar extra nur für mich statt. Als ich an der Rezeption stand um einzuchecken, kam um die Ecke herum eben diese Seminarleiterin vom vorherigen Traum auf mich zu. Hinter ihr die ganze Gruppe vom vorherigen Traum. Sie sagte mir, es würde auch Zeit, dass ich endlich käme. Alle hätten sie schon auf mich gewartet. Wieso ich solange gebraucht hätte für meine Entscheidung, die Einladung anzunehmen. Ich sagte ihr, dass ich immer noch vor ihr Angst hätte. Sie konnte das gar nicht glauben. Warum hätte ich immer noch Angst vor der wahren Liebe? Vor dem eigenen Gott in mir? In Wahrheit hätte ich doch nur Angst davor, von anderen (von ihr, von der Gruppe, von meiner Frau...) negativ bewertet zu werden. Mir meine ureigensten Fehler eingestehen zu müssen vor mir selbst. Anstatt diese meine Fehler zu loben, weil sie mich dahin gebracht hätten wo ich jetzt stehe. Weil ich zu faul sei, mich ändern zu wollen. Zu feige, meinen eigenen Weg zu gehen. Wieder wachte ich schweißgebadet auf.
Jetzt konnte ich nicht mehr einschlafen. Es war ja auch schon viel zu spät am Morgen. Scheiße ja, ich bin gern faul. Ich habe (oder hatte bisher) kein Problem damit, meine Zeit totzuschlagen. Nur, dass die zeit für mich jetzt ein bißchen knapper geworden ist. Ich bin Ende vierzig. Wieviel Jahre habe ich jetzt noch zu leben? Dreißig, vielleicht? Oder doch nur noch zwanzig? wer steckt da schon drin? Vielleicht fällt mir ja heute schon der Himmel auf den Kopf. Bin ich denn schon bereit zu sterben? War mein Leben bisher erfüllt? So viele Umwege habe ich bisher gemacht. Wollte immer nur den bequemen Weg gehen, nur nicht den zu steil ansteigenden. Habe erst in diesem Jahr meinen ersten (und letzten?) Berufsabschluss gemacht. Bin auf meiner alten Arbeitsstelle gekündigt worden. Suche jetzt den neuen Job. Hänge ein bißchen rum, weiß nicht wo lang, und lenke mich über das Internet ab. Das sind ja hervorragende Aussichten.

Dienstag, 19. Oktober 2004

neunzehnzehn-nullvier

Bin heute schlecht rausgekommen. Warn bißchen spät, gestern. Hab lange mit meiner Frau geredet, sie hat Probleme mit ihrm Chef. Wer hat keine Probleme mit seim Chef? Ich hab immer Probleme mit meiner Arbeit. Immer die gleichen, seltsamerweise. Bin zu langsam, zu unkonzentriert, zu vergesslich, zu unordentlich. Natürlich hab ich mich immer wieder gegen diese Vorwürfe gewehrt, hab sie als bösartige Intrigen meiner jeweiligen Kollegen dargestellt, als etwas, wofür ich nichts konnte. Mittlerweile bin ich zu dem Punkt gelangt zu sagen: Ja, bin ich! Zu langsam, zu unkonzentriert, alles, alles. Schließlich hab ich die Verantwortung für alles in meinem Leben, also auch für die Vorwürfe, die mir von anderen gemacht werden. Aber woher kommt meine Langsamkeit, zum Beispiel? Früher hab ich immer gesagt: das ist mein altes Geburtstrauma. Bin im Geburtskanal stecken geblieben, mein Gehirn war fürn Moment mit Sauerstoff unterversorgt, seitdem bin ich zu langsam. Zumindest in meiner frühesten Kindheit war ich extrem langsam. Brauchte, um den Löffel vom Teller zum Mund zu führen, mindestens eine Minute und habe dann an dem Bissen eine halbe Stunde lang darauf rumgekaut, bevor ich ihn runterschluckte. Mein Mittagessen war ab dem zweiten Bissen immer schon kalt... Aber das war früher. Jetzt bin ich in vielem fast so schnell wie die meisten anderen. Fast. Aber eben doch noch vielleicht ein Tick'chen langsamer. Zumindest soweit, dass es andere immer wieder aufregt. Aber mein Geburtstrauma ist es nicht allein. Viel trägt dazu auch mein immerwährender Trotz bei. Vor vielen Jahren einmal fragte mich eine Mitwohngemeinschaftlerin einmal, was mich "Ticken" mache. Was meine ureigenste Antriebskraft sei. Damals konnte ich ihr diese Frage gar nicht beantworten. Jetzt weiß ich, es ist mein Trotz. Alles was ich tue und sage geschieht aus einem gewissen Trotz heraus. Immer wieder mit dem kopf gegen die Wand. Ich will Mauern durchbrechen, der Welt meine eigenen Regeln aufzwingen. Ich will frei sein! kennt jemand das Lied von Xavier Naidoo? Genau so. Ich will frei sein! Das ist die Quelle meiner Kraft.

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